Woche 46/2007
Wird irgendein anderes Land in Filmen aus eigener Produktion auch nur annähernd so abstoßend dargestellt wie Belgien? Diesmal wird uns die Geschichte von drei Asozialen erzählt, die für ihre neugegründete Band noch einen Drummer brauchen. Das übernimmt ein Autor, der die Erfahrungen mit den Verlierern für ein Buch ausschlachtet. Scheint eine Zumutung zu sein. Und ein feiner Film. Ex-Drummer läuft im 3001, erfreulicherweise OmU.
Von einer "Sensation" spricht der Filmdienst, wenn auch nur von einer "kleinen". Wir hier in Hamburg haben aber kaum eine Chance, das vermeintliche visuelle Wunderwerk aus Argentinien in Augenschein zu nehmen: LA LEON läuft wieder einmal gleich zum Start nur in Nachmittagsvorstellungen, so wie vor zwei Wochen schon JENNAS KUCHEN. Da geht natürlich keiner rein und so ist er auch gleich wieder raus aus dem Kino. Ist mir unbegreiflich.
LA LEON läuft im Koralle und im Zeise, jeweils auch noch nur an zwei Tagen.
(Wer das Tageslicht scheut und nichts sonst zu tun hat kann diese Woche auch noch die CHRONIKEN VON ERDSEE, GEFAHR UND BEGIERDE sowie DIE DREI BEGRÄBNISSE DES MELQUIADES ESTRADA nachmittags sehen.)
AMERICAN GANGSTER beruht auf einer wahren Geschichte, scheint aber trotzdem ein solides Genrestück mit einem überzeugenden Denzel Washington als Drogenboss zu sein. Die Länge des neuen Ridley-Scott-Films ist ziemlich abschreckend, aber langweilig wird es einem in den 157 Minuten wahrscheinlich nicht. Läuft in den Multiplexen, im Koralle und OF im Grindel. (Mit Filmen in Originalfassung ist dann nächstes Jahr wohl endgültig Schluss in Hamburg, wenn das Grindel auch noch dichtmacht)
In "Feel-Good-Movies" fühl ich mich oft ganz schlecht, aber vielleicht wollt ihr einen bestimmt überaus netten Film mit Michael Douglas in einer weiteren Spinnerrolle sehen? KING OF CALIFORNIA läuft im Grindel und im UCI Mundsburg.
DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI war der griffige Titel zur rechten Zeit und vielleicht hatte der Film aus diesem Grund verhältnismäßig viele Zuschauer. Viel Sympathie verspürte der Regisseur Hans Weingartner offenbar für seine Möchtegernrevoluzzerdeppen. Bei FREE RAINER wird es vollends dämlich und diesmal richtet sich der Kampf gegen das böse Fernsehen. Ich mache einen großen Bogen um den Film und erwäge stattdessen, vielleicht doch mehr Zeit vor der Glotze zu verbringen. Läuft in zahlreichen Kinos, vom Abaton bis zum UCI.
Leonardo DiCaprio macht Al Gore, Bono und Bob Geldorf jetzt Konkurrenz im Weltretten. Konnten wir schon wissen, spätestens nachdem er mit Knut auf dem Vanity-Fair-Titel prangte. Von all den Experten, die in 11TH HOUR - 5 VOR 12 zu Wort kommen, wird an erster Stelle immer Michail Gorbatschow genannt. Aber wahrscheinlich ist trotz alldem die ganze Unternehmung gar nicht so verkehrt. Nur habe ich keine Lust, dafür ins Kino zu gehen. Von all dem Geschnatter würde nicht viel hängenbleiben bei mir, da scheint mir bedrucktes Papier doch eindeutig das bessere Medium zur Vermittlung solcher Informationsmassen zu sein. Falls Ihr aufnahmefähiger seid: läuft im Studio und im UCI Mundsburg.
Zu DIE LEGENDE VON BEOWULF müsste ich eigentlich kein Wort verlieren, nur eine kleine Richtigstellung will ich loswerden: Bei dem Machwerk von Robert Zemeckis handelt es sich keineswegs um einen Animationsfilm, wie jetzt überall zu lesen ist, sondern um einen weiteren Motion-Capture-Film, einen bearbeiteten Realfilm. Da ist nix animiert, die Bewegung wird einfach abgefilmt. Läuft in den Multiplexen.
Weiter läuft:
AUF DER DER ANDEREN SEITE u. a. im großen Passage auf der aufsehenerregenden Klappleinwand.
RATATOUILLE im Cinemaxx auch noch in der Abendvorstellung, ansonsten nur noch nachmittags. Jetzt aber auch im Elbe und im Magazin.
Umsonst und zuhause:
Die zufällige Anhäufung von Gebrüder-Coen-Filmen diese Woche hat das Format einer kleinen Retrospektive. Am Freitag läuft HUDSUCKER um 20.15 im Vierten, am selben Abend später um 22.30 auch noch FARGO auf 3Sat. Am Sonntag folgen dann noch zwei Filme: Auf RTL um 20.15 der Film mit dem bescheuerten deutschen Titel EIN (UN)MÖGLICHER HÄRTEFALL, später um 00.40 THE MAN WHO WASN´T THERE unter dem TV-Titel DER UNAUFFÄLLIGE MR. CRANE. Zu letzterem meint Christian und ich teile diese Meinung nicht, er enthalte nur EINE gute Szene. Welche meint er wohl?
Am Mittwoch um 22.30 gibt es auf Arte eine Dokumentation über Stanley Kubrick, die sehr vielversprechend klingt. Der Regisseur Jan Harlan hat mit Kubrick von CLOCKWORK ORANGE bis EYES WIDE SHUT zusammengearbeitet und JEDEN vor die Kamera gekriegt.
Kinos, Folge 2: Das UCI an der Autobahnauffahrt Othmarschen.
Asoziale, Drogenbosse und Deppen
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen