Deutsch, deutsch, deutsch und 180 Millionen Dollar

Woche 49/2007


Wieder mal ziemlich ungemütlich, geradezu belgisch und das nicht zufällig, wird es im deutschen Film MADONNEN. Da nehmen wir teil am Leben einer Mutter, die ihre fünf Kinder von fünf verschiedenen Männern vernachlässigt. Gespielt wird sie von Sandra Hüller, bekannt aus dem Exorzismusfilm REQUIEM, ihr erinnert Euch. Co-Produzenten waren die Dardenne-Brüder, doch ist es fraglich, ob die Regisseurin und Autorin Maria Speth da ein mit ROSETTA vergleichbares mitreissendes Sozialdrama hingekriegt hat. Scheint eine sehr nüchterne und distanzierte Angelegenheit zu sein. Könnte sogar ein wenig langweilig werden. Ich lass mich aber gern mitschnacken, wenn von Euch einer reingeht. Läuft im 3001.



Noch ein Brüderpaar, das zusammen Filme macht (was für eine seltsame Häufung in der Branche), sind Benjamin und Dominik Reding. Nach OI! WARNING, der ja ganz gut gewesen sein soll, haben sie erneut einen Kinofilm hingekriegt, der weder formal noch inhaltlich irgendwelche Kompromisse macht. Totschlag, Ostdeutschland, Wandergesellen, harte Schnitte, Knallfarben, Schwarz/Weiß, unzählige Drehorte und holprige Dialoge. Vielleicht ist FÜR DEN UNBEKANNTEN HUND ein prätentiöser Scheißdreck, vielleicht auch großes Kino. Wer geht rein und kostet vor? Läuft im Studio und im Zeise.



Manchmal reicht ein Szenenfoto, um zu wissen, dass man einen Film meiden sollte. AN IHRER SEITE erzählt von Liebe in Zeiten von Alzheimer. In den Kritiken taucht öfter das Wort "Kitschgrenze" auf, die angeblich nicht überschritten werde. Erfahrungsgemäß heißt das, dass die Grenze in Wirklichkeit mit schweren Sentimentalitätswalzen überrollt wird. Läuft im Passage, im UCI Wandsbek und im Abaton.



Rudolf Thome ist nicht irgendwer, aber keiner, für dessen Filme ich mich je begeistern konnte, ROTE SONNE eingeschlossen. Und wenn ich die Stichworte "Hannelore Elsner", "Pferdebilder", "Philosoph und Pferdezüchter", und "erotisch-fantasievolle Beziehung" lese, gibt´s auch keine Chance, das sich das mit seinem neuen Film DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE ändert. Den werde ich mir nämlich ganz bestimmt nicht angucken. Läuft im Studio, nur um halb sieben.



Patrice Leconte ist eigentlich ein Guter. Immerhin haben wir ihm, auch wenn seine Filme etwas zur Gefälligkeit neigen, DIE VERLOBUNG DES MONSIEUR HIRE und DER MANN DER FRISEUSE zu verdanken. Diesmal scheint es mit MEIN BESTER FREUND ziemlicher Murks geworden zu sein, da kann nicht mal der großartige Daniel Auteuil was dran ändern. Eine "romantische Komödie" über eine Männerfreundschaft, platt und plump und plödsinnig, so scheint es leider. Im Holi und im Koralle.



Wer sauteure Harry-der-Ringe-Filme mag, sollte vielleicht erwägen, dem GOLDENEN KOMPASS eine Chance zu geben. Die Trilogie von Philip Pullman, deren erster Roman als Vorlage diente, wird von Kindern und anderen Fantasyfreunden geschätzt und die Verfilmung scheint zu halten, was sie verspricht. Regie führte erstaunlicherweise Chris Weitz, der AMERICAN-PIE-Typ. Läuft in den Multiplexen.



Weiterhin:

4 MONATE, 3 WOCHEN UND 2 TAGE im Holi.

AMERICAN GANGSTER in den Multiplexen und im Blankeneser.

AUF DER DER ANDEREN SEITE im Elbe, Zeise, Passage und dem Abaton.

EN LA CAMA am Sonntag um 13.00 im Studio.

EX-DRUMMER machmal früh und machmal spät im 3001.

GONE BABY GONE im UCI Othmarschen und im UCI Mundsburg.

HOTEL VERY WELCOME im Studio.

HUNTING PARTY weiterhin auf der falschen Seite der Alster im UCI Mundsburg und auf der falschen Seite der Elbe im Cinemaxx Harburg.

MR. BROOKS im Cinemaxx, im UCI Othmarschen und im UCI Wandsbek.

PERSEPOLIS im Studio, Zeise und im Abaton.

RATATOUILLE nur noch nachmittags in 10 Kinos.



Umsonst und zuhause:


Am Montag um 00.35 Uhr zeigt das ZDF die schwarz/weiße Komödie DARK HORSE des Isländers Dagur Kari (NOI ALBINOI). Der in Dänemark gedrehte Film wurde gepriesen, er sei "lakonisch", "skurril", "kunstvoll" und geschmäht, er sei "originalitätssüchtig" und habe eine banale Moral. Klingt interessant genug, um sich selber ein Bild machen zu wollen, oder?



Fernsehen, Folge 1: Nosferatu

1 Kommentar:

  1. Was für eine deprimierende Ausbeute! Gut, dass ich sowieso keine Zeit habe. Obwohl - wenn jemand Lust hätte, sich "Persepolis" anzuschauen, würde ich vielleicht doch noch mal in meinen Terminkalender schauen.

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