Dreizehn auf georgisch und Medusen auf englisch

Woche 11/2008


13 TZAMETI ist der Titel eines düsteren Horrorthrillers aus Frankreich. Tzameti ist georgisch und heißt nichts anderes als dreizehn. Hauptfigur ist ein 22-jähriger Georgier in Frankreich, der mysteriösen Hinweisen folgt und daraufhin in ein bedrohliches Spiel gezogen wird. Schwarz-weiß und im Breitwandformat erzählt der Debütfilm von Géla Babluani offensichtlich sehr eindrucksvoll und effektiv seine mörderische Geschichte, atmosphärisch, realistisch und wenig zimperlich was die Schockeffekte angeht. Der Film ist von 2005, hat einige Preise abgeräumt und soviel Aufmerksamkeit erregt, dass Babluani gerade damit beschäftigt ist, eine Hollywood-Variante zu drehen. Die läuft dann demnächst in den Multiplexen, das Original hingegen jetzt im 3001.


QUALLEN müsste der Film eigentlich auf deutsch heißen. Da es keineswegs um die glibberigen Tiere geht, sondern der Titel nur metaphorisch gemeint ist und die deutsche Bezeichnung etwas eklig klingt, hat der Verleih eine anderere Sprache gewählt. Eigentlich hätte das Hebräisch sein müssen, MEDUZOT ist der Originaltitel des israelischen Films, stattdessen entschied man sich unsinnigerweise für Englisch. JELLYFISH klingt ja auch geradezu niedlich.
Es ist der erste Spielfilm von Etgar Keret, zusammen mit seiner Frau Shira Geffen hat er Regie geführt, das Drehbuch stammt von ihr. Bekannt wurde auch er als Autor, vor allem von sehr knackigen Ganz-Kurzgeschichten und von Comicszenarios. Erstere sind überwiegend auch auf deutsch erschienen, letztere dagegen gar nicht bei uns.
Regie hat er schon mal vor über 10 Jahren bei einem tollen Kurzfilm geführt, den ich - der Sendung Kurzschluss auf arte sei dank - mit großem Vergnügen gesehen habe: UNTER DIE HAUT (gezeigt auch im VK). Eine lakonische Liebesgeschichte, komisch und berührend, mit einem ganz eigenen Ton.
JELLYFISH scheint genau da anzuknüpfen: Melancholisch und lustig zugleich erzählt der Film leichtfüssig kleine Episoden mit ganz unterschiedlichen Charakteren und viel Sinn für Nebensächlichkeiten. Ich freu mich drauf. Startet in dieser Woche bundesweit, wir in der Kinoprovinz müssen uns aber vorerst mit einer Preview im Abaton am Dienstag um 19.30 Uhr begnügen.



Eigentlich würde ich ja sagen, wenn die die Welt keine Biopics braucht, dann sind Parodien auf das Genre erst recht überflüssig. WALK HARD mit John C. Reilley scheint aber so ein abstruser und begnadeter Blödsinn zu sein, dass es mich doch ins Kino lockt. "„Walk Hard“ ist eine überkandidelte Mischung aus trivialsten Melodram-Momenten gemäß den Gesetzen von Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg, atemberaubender Stupidität, schlechter Musik, Drogenexzessen" schreibt Ulrich Kriest im filmdienst, und "all diese Mythen des Rock ’n’ Roll aktualisiert „Walk Hard“ auf eine ebenso lustvolle wie perfid-hinterhältige Art und Weise, dass dies tatsächlich der Film sein könnte to end all Rock ’n’ Roll-Biopics."
Für einen so verdienstvollen Versuch opfere ich gerne Zeit und Eintrittsgeld. Läuft im UCI Wandsbek nur um 23.00 Uhr. Wir müssen uns beeilen.


LARS UND DIE FRAUEN ist wieder einmal ein komplett bescheuerter deutscher Titel. Im Original heißt es LARS AND THE REALGIRL und RealGirl ist eine (fiktive) Gummipuppen-Marke. Und um Lars und eine Gummipuppe, die er sich als Freundin bestellt und um die Reaktionen seiner Umwelt darauf geht es auch in dieser Komödie, die nicht so doof zu sein scheint, wie man befürchten könnte. Die plumpesten, naheliegendsten Witze werden ausgelassen und stattdessen eine dieser herzerwärmenden Feel-Good-Geschichten erzählt. Aber die will man ja vielleicht auch lieber nicht sehen. Läuft im Studio, im Grindel und im UCI Mundsburg.


Außerdem und weiterhin:




NO COUNTRY FOR OLD MEN im Abaton OmU, außerdem im großen Passage mit der aufsehenerregenden Klappleinwand, im Elbe, im Zeise, im UCI Mundsburg und im UCI Wandsbek.

I´M NOT THERE im Abaton OmU, außerdem im Zeise in der deutschen Fassung, von der ich dringend abrate.

THERE WILL BE BLOOD im Alabama und im Passage.

DARJEELING LIMITED noch einmal am Montag um 16.30 im 3001.

MICHAEL CLAYTON in fast allen Multiplexen.

IM TAL VON ELAH im 3001, außerdem spät im Cinemaxx und im UCI Othmarschen.

DER KRIEG DES CHARLIE WILSON im Blankeneser und spät im Cinemaxx.

SWEENEY TODD in den meisten Multiplexen.



Umsonst und zuhause:


Am Donnerstag um 21.00 Uhr auf arte: Lukas Moodyssons RAUS AUS ÅMAL. Eine der schönsten sogenannten Coming-Of Age-Geschichten. Seit LILJA 4-EVER ist nix mehr von Moodysson bei uns ins Kino gekommen, drei Filme hat er aber in der Zwischenzeit gemacht. Seltsam.


Am Montag um 22.50 zeigt der MDR noch einmal die Komödie APRÈS VOUS mit Daniel Auteuil.



Am Dienstag auf N3 um 23.00 Uhr: EAST IS EAST über eine dysfunktionale pakistanisch-englische Familie, die gelungenste mir bekannte Culture-Clash-Komödie, harmlos wie immer, aber komisch.


In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag um 00.35 noch einmal DER STILLE AMERIKANER im Ersten. Von Philip Noyce. Mit Michael Caine. Nach Graham Greene.



Kinos, Folge 18: Das 3001 in der Schanze



Die häufigste Googleabfrage, die Woche für Woche auf diese Seiten führt: "sexuelle abhängigkeit"

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