Ein digitales Knitterbaby, ein trauernder Neurotiker und diverse Geister und Hühner

"Es ist ja nicht so, dass niemals bedeutende Leistungen Auszeichnungen erhalten, nur dass diese bedeutenden Leistungen nicht für das, was sie sind, ausgezeichnet werden. Sie werden ausgezeichnet für ihren bedeutenden Box-Office-Erfolg."

Raymond Chandler über die Oscarverleihungen, 1948



Woche 5/2009 (29.1. - 4.2.)

Die Neustarts:




Spätestens als DER SELTSAME FALL DES BENJAMIN BUTTON für 13 Oscars nominiert wurde, dürfte auch der Letzte von dem Film mit Brad Pitt und Cate Blanchett gehört haben.
Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der als Greis geboren wird und dann bis zu seinem Tode immer jünger wird. Klingt nach einer hübschen kleinen Idee für eine Kurzgeschichte und genau zu einer solchen hat F.Scott Fitzgerald sie auch verarbeitet. Wer sie (im Original) lesen mag, bitte schön. Braucht man keine 10 Minuten für.
David Fincher, der Regisseur von so erstaunlich wenig konventionellen Hollywood-Großproduktionen wie SIEBEN und FIGHT CLUB, hat daraus ein Drei-Stunden-Epos gemacht. Und darin geht es dann wieder mal um die große Liebe, deren zu überwindendes Hindernis diesmal vor allem in der Gegenläufigkeit des Alterungsprozesses der Liebenden besteht. Da fragt man sich gleich, wie sie das hingekriegt haben mit den ganzen verschiedenen Altersstadien bei unpassender Größe, eine Aufgabe, die früher unlösbar gewesen wäre. Vier Darsteller und viel Maske haben allein für die Hauptrolle auch nicht gereicht; in einer Art Leistungsschau der Computeranimation wurde digital nachgeholfen. Würde mich schon interessieren, das Ergebnis zu begutachten, aber nach dem Kinobesuch wäre ich auch gleich wieder drei Stunden älter, ich glaube ich nutze die Zeit lieber für andere Beschäftigungen, zumal mich die aufgeblasene und wenig Überraschungen versprechende Fabel nicht sehr lockt.
Eine "bedeutende Leistung" dürfte immerhin die Differenz der Länge zwischen Vorlage und Adaption sein. Bestimmt ein Weltrekord, bis jemand "Krieg und Frieden" als fünfminütigen Kurzfilm realisiert.
Die Besprechungen in den USA sind vorwiegend positiv, bei uns mehren sich kritischere Töne. Einige schöne Szenen hat der Film sicher, und Tilda Swinton spielt mit, eindeutig ein Gütesiegel. Wer Zeit genug hat, oder meint, alle großen Oscarerfolge gesehen haben zu müssen, geht ins Abaton (OmU), Zeise, Blankeneser, irgendein Multiplex oder ins Streits (OF). Hier die Kinos andernorts.




Außerdem neu:



Frau stirbt, Mann bleibt mit Kind allein. STILLES CHAOS heißt der Film und verhandelt Verlust und Trauer und Weiterleben. Nanno Moretti in der Hauptrolle ist wieder der übliche italienische Woody Allen und soll seine Sache angeblich besser machen, als zuletzt in den eigenen Filmen.
In bekannter Mischung wechseln traurige und komische Momente und die Musik sagt einem ganz konventionell, was man gerade fühlen soll. Andreas Kilb schrieb in der FAZ letztes Jahr von der Berlinale, der Film wirke wie eine Bastelarbeit, die nicht ganz fertig geworden sei. Aus Stimmungen und Skizzen alleine könne man eben keinen Film machen.
Wer sich auf Knopfdruck rühren und zum Lachen bringen lassen will, geht ins Passage. Allerdings gibt es nur Vorstellungen am Nachmittag und am frühen Abend; mit mehr als einer Woche Laufzeit kann man also nicht rechnen. (Und die Kinos andernorts.)




Und: Misanthrop wird von Geistern heimgesucht, die ihn benötigen, weil sie alle noch irgendetwas auf Erden zu erledigen haben und alle anderen sie immer nicht bemerken. Der griesgrämige Zahnarzt reagiert zunächst genervt, vollbringt dann aber lauter gute Taten und findet natürlich am Ende die Liebe. Der in der Hauptrolle agierende Ricky Gervais ("The Office") soll recht komisch sein und das Buch durchaus eine Menge überzeugende Pointen enthalten. Könnte man sich also gut mal im Fernsehen anschauen, so in zwei Jahren. Wer mehr für das Genre übrig hat, sollte ins Kino gehen: Es ist wohl wirklich eine überdurchschnittliche Romcom, dem Tomatometer nach zu schließen.
WEN DIE GEISTER LIEBEN läuft im UCI Othmarschen und im UCI Wandsbek. Und hier andernorts.




Und: Ein öder SCHOOL-OF-ROCK-Abklatsch mit Rainn Wilson, bekannt aus der US-Variante des Stromberg-Vorbilds "The Office". Scheint schlimm in jeder Hinsicht zu sein, nicht zuletzt musikalisch:

THE ROCKER läuft im UCI Mundsburg und hier anderswo.




Und: Eine Dokumentation über die Apolloflüge der Nasa; viele Talking Heads und dazwischen historische Mondansichten; ich bezweifle, dass das auf der großen Leinwand einen sonderlich guten Eindruck macht, wie interessant das Thema auch sein mag. IM SCHATTEN DES MONDES läuft bei uns allerdings auch nur auf den ganz kleinen Leinwänden im Abaton. Und im Koralle. Und hier andernorts. Der deutsche Titel klingt ausnahmsweise mal viel besser als der Originaltitel, oder? "In The Shadow Of The Moon", was für ein Geholper.



Und: Ein zweites Sequel der Serie nach der erfolgreichen Kinderbuchreihe von Cornelia Funke, schnell noch abgedreht, bevor die Darstellerinnen alle zu alt geworden sind für ihre Rollen. So wie die etwa 10-11jährigen Figuren der Vorlagen sehen sie eh nicht mehr aus, weshalb, nachdem es letztes Mal schon um "die Liebe" ging, jetzt eine ganz frei, extra für den Film entwickelte Geschichte konstruiert werden musste, in der schon Sex ein Thema ist. Auch wenn das Marketing so abstoßend ist, wie bei den "wilden Kerlen", sogar schon ganz kühl kalkuliert im Film eine Nachfolgebande "wilder Küken" eingeführt wird, liegt das Niveau des Films wie das seiner Vorgänger wohl deutlich höher, als man erwarten dürfte. Die Zielgruppe kriegt was sie will, ohne dabei nur verarscht zu werden. DIE WILDEN HÜHNER UND DAS LEBEN läuft in sämtlichen Multiplexen und hier andernorts.




Und: Schon wieder ein türkischer Film, der bei uns mit Untertiteln läuft und über den wie üblich nichts herauszukriegen ist, wenn man kein Türkisch versteht, da es Pressevorführungen offenbar nur in der Türkei gibt. Es scheint sich auch um eine Art Romcom zu handeln. ASK TUTULMASI – LIEBESFIEBER läuft im UCI Wandsbek. Und hier überall.



Wöchentliche Provinzialitätsmessung:

Anderswo startet diese Woche außerdem eine spekulative Jugendgewaltgeschichte, das deutsche Debüt TEENAGE ANGST, eine Dokumentation über ein irisches Asylantenlager mit Seeblick, SEAVIEW, eine deutsche Dokumentation über iranisches Leben mit ironischem Titel, REICH DES BÖSEN, die biedere Verfilmung der Kindheitserinnerungen oder -erfindungen der deutsch-eritreischen Sängerin Senait Mehari, FEUERHERZ und eine Dokumentation über die Weiße Rose, DIE WIDERSTÄNDIGEN, für die mit Zeitzeugen gesprochen wurde. Bei uns laufen also 58% aller neuen Filme an. In Berlin sind sie, wie immer, alle zu sehen.



Weiterhin:



LULU UND JIMI nur noch spät im Abaton, oha. Und hier andernorts.

JERICHOW im Holi und im Blankeneser. Und hier andernorts.

DIE KLASSE im Koralle, Zeise und im Abaton. Und andernorts.

O´HORTEN im Magazin sowie am Montag im Cinemaxx Harburg und am Wochenende in Mittagsvorstellungen im Abaton und im Zeise. Und hier.

ALTER UND SCHÖNHEIT im Fama und im Passage. Und hier.

VICKY CRISTINA BARCELONA im Abaton OmU, außerdem im Zeise und im Holi. Und hier ansonsten.

BOLT in sämtlichen Multiplexen und hier andernorts.

DER FREMDE SOHN im Abaton OmU, außerdem im Zeise, Koralle, Cinemaxx, UCI Mundsburg und im Streits OF. Und hier andernorts.



Außer der Reihe:



Im Metropolis: Mit CHRISTINE beginnt eine umfangreiche Romy-Schneider-Retrospektive. Und weiter geht's mit Lynch und "Zweiter Heimat". Außerdem noch mal FREAKS plus Radiofeature von Peter W. Jansen und die Reihe "Über Macht" der Gesellschafter-Initiative der Aktion Mensch.



Christian Ulmen auf meine Frage nach seinem Lieblingsfilm:

"MAN ON THE MOON. Von Miloš Forman"

Ein Film von 1999 über den legendären Komiker Andy Kaufman. Mit Jim Carrey in der Hauptrolle. Olav Westphalen als Humorkritiker und Adorno-Look-alike Hans Mentz befürchtete, dass Jim Carrey Andy Kaufman "zu Grunde grimassieren" würde und veröffentlichte darum bereits ein Jahr vor dem deutschen Filmstart ein großes, zweiteiliges Portrait Kaufmans für ein "noch unvoreingenommenes Publikum" in der Titanic.

Er schrieb: "Andy Kaufman war der erste Comedy-Star, der die Erwartungen des Publikums systematisch unterlaufen und absichtlich missinterpretiert hat, der die Witzverweigerung, die kunstvolle Verzögerung und das Tiefstapeln zu seiner Methode gemacht hat. Die Lacher, die er provozierte, waren immer gemischt mit einer Portion Unsicherheit. Unsicherheit darüber, ob das Dargebotene nur witzig gemeint ist oder ob es tatsächlich witzig ist, obwohl es nicht so gemeint ist, oder ob es vielleicht überhaupt nicht witzig ist und vielleicht alle nur lachen, um sich keine Blöße zu geben. Oder wie?"

Der MONDMANN, so der deutsche Titel des Films, war dann allerdings eine positive Überraschung. Hans Mentz im März 2000: "Die gute Nachricht: Der Film ist sehenswert. Jim Carrey war noch nie so wenig Carrey und mithin so erträglich wie in dieser Rolle. Ein großer Teil der legendären Nummern wird detailgetreu und liebevoll nachgestellt und ist selbst im zweiten Aufguss außergewöhnlich lustig. (...) MAN ON THE MOON ist eine sehr gute Einführung in das Werk Andy Kaufmans. Der Versuch, seine Arbeit in einen melodramatischen, hollywoodgerechten Spannungsbogen einzubinden, ist nicht immer frei von Rührseligkeiten, richtet aber auch keinen großen Schaden an, wie auch Courtney Love eher unauffällig mitläuft." Mir altem Biopic-Hasser ging die Dramatisierung doch ein wenig auf die Nerven, aber sogar ich wurde besänftigt durch die neue Dimension der Komik, die sich mir hier eröffnete.

"Es wäre schön, wenn der Film das Interesse an Kaufman fördern und dazu beitragen könnte, dass wir demnächst auch das Original zu sehen bekommen. Ich bin mir sicher, dass z. B. Andy Kaufmans 'Midnight Special' von 1972 sogar deutsch untertitelt noch alles, was die deutsche Fernsehcomedy zu bieten hat, in den Schatten stellen würde", schließt Hans Mentz bzw. Olav Westphalen seine Kritik. Ein frommer Wunsch war das: Zehn Jahre später gibt es immer noch keine einzige Veröffentlichung auf dem deutschen Markt. Wer's auch ohne Untertitel versteht, kann heutzutage aber wenigstens eine Menge auf youtube entdecken. Oder, falls er DVDs mit Regionalcode 1 abspielen kann, sich amerikanische DVDs bestellen.

Präsent ist Andy Kaufman allerdings indirekt bei uns: Stefan Raab bedient sich immer mal wieder recht plump bei dessen Ideen, wenn er etwa als "Eddie Rodriguez" auftritt und mit dieser Figur ganz ähnlich umgeht wie vor drei Jahrzehnten Kaufman mit "Tony Clifton". Ganz zu schweigen vom Frauenboxen, das eindeutig von Kaufmans legendären Wrestlingkämpfen abgekupfert ist.

Auch Harald Schmidt hat in seiner besten Zeit bei Sat1 viel Beifall für etwas cleverer übernommene Einfälle bekommen: Andy Kaufman kam auf die Bühne mit einem Schlafsack und hat dem Publikum nichts weiter geboten als einen schlafenden Entertainer. Oder er hat sich hingesetzt und die volle Zeit unbeirrt aus dem "großen Gatsby" von F. Scott Fitzgerald vorgelesen. Oder sämtliche 100 Strophen eines Sauflieds vorgesungen. Da sind Harald Schmidts Hochkulturausflüge mit oder ohne Playmobil, die Französischsendung oder Sendezeitvernichtungsmaßnahmen wie die legendären 20 Minuten Schwarzbild verdammt nah dran.

Am stärksten hat sich freilich Helge Schneider anregen lassen, auch wenn er keine Nummern 1:1 geklaut hat wie Raab. Seine fast verachtende Haltung zum Publikum und sein Pointenverzicht spiegeln deutlich Andy Kaufman wieder, allein in der ziemlich wahllos herausgegriffenen Szene oben lassen sich gleich mehrere Elemente der Schneiderschen Programme entdecken.

Der seltsame Mondtitel leitet sich übrigens vom gleichnamigen REM-Song her, der sich, musikalisch eher wenig passend, wie ich immer fand, mit niemand anderem als Andy Kaufman beschäftigt.



Christian Ulmen ist ein Fernsehmacher und Schauspieler, dem keiner den Vorwurf des Abkupferns macht. Gleichwohl bewundert er Andy Kaufman sehr: "Auch weil er zunächst scheiterte, niemand seinen Witz verstand und er den aber dennoch immer weitergetrieben hat. Bis in die letzte Konsequenz. Er hat sogar seine eigene Trauerfeier moderiert. Er hatte sich selbst, vor einem Vorhang stehend und Witze erzählend, mit der Videokamera aufgenommen, und dieses Band lief während seiner Beerdigung. Bis in den Tod hinein seinen Humor durchzuziehen, davor habe ich Respekt. Und ich mag seinen Humor einfach. Dieses Hintergründige. Das Absurde. Dass man es vielleicht auch gar nicht versteht. Und diese Kämpfe mit Programmdirektionen, dieses: Das versteht doch keiner. Er hat nie nachgegeben."

Christian Ulmen ist in Hamburg groß geworden, hier hat er seine ersten Radiobeiträge schon mit dreizehn Jahren gemacht und später für MTV in seiner Sendung "Unter Ulmen" allen möglichen Irrsinn ausprobieren können und dabei oft vorzüglich und sehr eigenwillig unterhalten, machmal aber auch schwer genervt, was nicht nur am ständigen Einsatz des Weitwinkelobjektivs über seinem Kopf im Studio lag.
Nach seiner erstaunlichen schauspielerischen Leistung als HERR LEHMANN überraschte er 2005 mit dem unglaublich komischen und originellen Format "Mein neuer Freund", über das Nils Minkmar in der FAS schrieb: "Nun wurde die lustigste, unverschämteste, überschwänglichste und inspirierteste Sendung im deutschen Fernsehen seit langem, Christian Ulmens 'Der neue Freund', nach nur einer Folge aus dem Pro-Sieben-Programm genommen. Wer solche Entscheidungen trifft, hätte zuverlässig auch die Simpsons und Harald Schmidt verhindert und müßte per Staatsvertragsklausel dazu verpflichtet werden, nur noch Klingeltonwerbung zu senden und in Telefongesprächen jedes zweite Wort durch 'JambaJamba' zu ersetzen und dabei auf einem Bein zu hüpfen. Immer auf einem Bein zu hüpfen. Irgendwas zu machen, bloß kein Fernsehen. Denn er kann gute nicht von schlechten Sendungen unterscheiden, und das ist in dem Job ein bisschen blöd." Nach lautem Fanprotest kehrte die Sendung auf einem späteren Sendeplatz schließlich ins Programm zurück.
Es folgten diverse weitere Engagements als Schauspieler, viel Lob erhielt er vor allem für seine Verkörperung von "Dr. Psycho" in der gleichnamigen Serie von Ralf Husmann.

Und vor einem halben Jahr schließlich hat er mit der eigenen Firma Ulmen Televison GmbH den sehr ehrgeizigen Versuch gestartet, quoten- und senderunabhängig Fernsehinhalte zu produzieren, die exklusiv im Netz veröffentlicht werden, bei ulmen.tv. Dafür wurden einige der von Ulmen gespielten widerlichen "neuen Freunde" reanimiert, die jetzt fortwährend unterschiedlichsten Mitmenschen das Leben schwer machen. Das Projekt ist vielversprechend gestartet, kann sich aber unmöglich im Netz refinanzieren: Da wird auf Zweitverwertung im Fernsehen und auf DVD gebaut, wie Ulmen im Interview mit DWDL erläutert.
So erfreulich es ist, dass Christian Ulmen sich nicht kleinkriegen lässt und höchst ungewöhnliche Wege geht, um seine Vorstellungen zu realisieren, so bedauerlich ist es doch, dass es trotz all der Gebühren keinen Fernsehsender in Deutschland gibt, der eine Weile auf die Quote pfeift und jemanden wie ihn einfach machen lässt.



Und ein Film, den wir glücklicherweise nicht gesehen haben:

Stimmt gar nicht, ich hab‘ ihn gesehen. Mich von all den Lobeshymnen in der Presse betören lassen. Und es bitter bereut. Es ist der direkte Vorgänger von MAN ON THE MOON. Regisseur wie auch Drehbuchautoren sind identisch, selbst Courtney Love ist hier ebenfalls dabei. Und alles, was an Biopics saublöd ist, war es hier auch wieder. Vor allem, wenn man sich nicht die Bohne für das Leben des ferkeligen Herausgebers eines amerikanischen Tittenblatts interessiert. Danach hatte ich mir geschworen, Biopics unter allen Umständen zu meiden.



Umsonst und zuhause:


Am Freitag:

Ein Copthriller aus Los Angeles mit Denzel Wahington als fiesem Drogenermittler, von dem nicht recht klar ist, auf welcher Seite er steht. In seinen Bann gerät Ethan Hawke als Neuling und beide sollen ganz hervorragend spielen. Gegen Ende wird leider alle Subtitlität aufgegeben und die Geschichte kippt in die üblichen Gut-und-Böse-Schemata mit dem zu erwartenden Ausgang. Trotzdem sehenswert. Und Macy Gray tritt in einer Nebenrolle auf. TRAINING DAY auf RTL2 um 22:15 Uhr, ShowView 1.516.924



Auch am Freitag:

Ein weiteres Kleinod aus dem Iran, wieder mit Kindern als Protagonisten und wieder souverän mit Laien inszeniert. Regie führte Majid Majidi, der auch KINDER DES HIMMELS gemacht hat. Die Geschichte eines blinden Jungen, der vor dem Blindeninstitut darauf wartet, von seinem Vater abgeholt zu werden, um bei ihm die Ferien zu verbringen, aber eine böse Überraschung erleben muss. Hat durchaus melodramatische Züge, die durch die zurückgenommene und einfache Erzählweise aber niemals aufdringlich werden. Die machen da seit mittlerweile vielen Jahren, vom großen Publikum leider viel zu wenig bemerkt, die besten Filme über und für Kinder der Welt. DIE FARBEN DES PARADIESES auf 3Sat um 22:25 Uhr, ShowView 10.122.382
Im Anschluss zeigt 3Sat noch zwei Kurzfilme aus dem Iran.


Am Samstag:

Und noch ein toller Kinderfilm, vielleicht sogar der tollste der tollen und wie alle tollen Kinderfilme auch für Große ein Vergnügen. MEIN NACHBAR TOTORO, ein früher Schatz von Hayao Miyazaki, der nie bei uns im Kino gezeigt wurde. Unglaublich genau und wahrhaftig beschriebene Kinder, obwohl sie noch geradezu heidihafte Gesichter haben. Und einzigartige Fantasiewesen treten auf, die wie immer bei Miyazaki sowohl bedrohlich als auch von großer Anziehungskraft sind. Der Film mit dem Katzenbus. Auf Super RTL um 20:15 Uhr, ShowView 34.862.561


Am Sonntag:

Einer der Old-School-Filme, auf die sich letzte Woche dieses Zitat bezog: "The old school was better than this. And, back then, it wasn't old either." Al Pacino als unbestechlicher Polizist im Sumpf der Korruption. Einer der großen Filme von Sydney Lumet, der letztes Jahr auf seine alten Tage mit dem intensiven Thriller TÖDLICHE ENTSCHEIDUNG ("Before The Devil Knows You´re Dead") überrascht hat. SERPICO im Vierten um 20:15 Uhr, ShowView 77.303.888


Am Dienstag:

Was für ein finsteres Plakat. Ganz erstaunlich. Dagegen sehen ja GEO-Epoche-Hefte geradezu licht aus. Lustig, dass der Spiegel Verlag sicherheitshalber seine neuen Spiegel-Geschichte-Cover auch so düster gestaltet. Und ebenso lustig, dass vor einem knappem Jahr der Geschäftsführer Mario Frank im Interview noch gesagt hat: "Einer der zentralen Wünsche der KG, die mich engagiert hat, war es, dass ich Neues beginne. ( ...) Es darf die Marke aber nicht beschädigen. Ein Heft 'Spiegel Geschichte' käme zum Beispiel nicht in Betracht, weil es das Nachrichtenmagazin behindern würde. Geschichtsthemen sind unsere auflagenstärksten Titel." Aber Mario Frank musste zwischenzeitlich auch seinen Schreibtisch räumen.
LOVESONG FOR BOBBY LONG ist ein ganz beachtliches Debüt mit Scarlett Johanssen und John Travolta als altem Literaturprofessor(!), die unfreiwillig in einer WG leben. Leider bleibt kein Faden des hübschen Plots lose. Auf N3 um 23:00 Uhr, ShowView 2.232.425



Auch am Dienstag:

Ein Film von Patrice Leconte, einem Regisseur, dessen Werke, ähnlich die von Claude Lelouch, immer eine Spur zu elegant und gefällig waren, um angemessen gewürdigt zu werden. Erhielt vor sechs Jahren, als er in die Kinos kam, nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit. Wörtlich übersetzt heißt der Titel: "Der Mann aus dem Zug". "Diese Lakonik ist die zentrale Idee. Leconte lässt einfach einen Mann aus einem Zug aussteigen, ein wenig durch die Stadt irren, an eine Tür kommen und eintreten", schrieb Bert Rebhandl in der taz. Jean Rochefort ist ein pensionierter Lehrer, Johnny Hallyday ein alter Gangster, und dann gibt es noch eine Bank, die man überfallen könnte. DAS ZWEITE LEBEN DES MONSIEUR MANESQUIER im BR um 23:25 Uhr, ShowView 8.641.574


Am Mittwoch:

Die alte Dürrenmattgeschichte von dem Kindermörder und einem alten Polizisten, der nicht locker lässt. Sean Penn hat sie in seiner Regiearbeit mit Jack Nicholson besser und eindringlicher erzählt als alle anderen zuvor. DAS VERSPRECHEN auf Kabel 1 um 20:15 Uhr, ShowView 5.455.742


Wie immer gibt es außerdem noch viele weitere sehenswerte und wohlbekannte Filme im Programm, beispielsweise DIE BOURNE IDENTITÄT, WILD AT HEART, DER TOD UND DAS MÄDCHEN, DER MIT DEM WOLF TANZT, 12 MONKEYS, DIE RITTER DER TAFELRUNDE, ERIN BROCKOVICH, DER UNBEUGSAME ("Cool Hand Luke" mit Paul Newman) und GHOST DOG. Wer suchet, der findet.


Eine Googleabfrage, die letzte Woche jemanden aus Magdeburg auf diese Seiten führte: "nackte skater".


2 Kommentare:

  1. Ts, ts, ts, kaum liegt Paul Newman unter der Erde, da nimmst Du ihm schon eine seiner schönsten Rollen weg, jedenfalls wenn wir denselben "Cool Hand Luke" meinen ...
    Ansonsten noch die Information, dass der Sinneswandel des "Spiegels" in Sachen Geschichtsmagazin vor allem damit zu tun hat, dass der Nachfolger des geschassten Mario Frank vorher Geschäftsführer der GEO/Stern-Gruppe bei Gruner+Jahr war und entsprechend gut über den Erfolg von "GEO Epoche" informiert ist. Demnächst kommt auch noch eine Art "Spiegelino" auf den Markt, also ein Magazin für die Kinder der "Spiegel"-Leser (kein Witz!).
    Hatte übrigens schon frohlockt, dass ich Dich bei einer Lüge ertappt hätte, aber dann hast Du ja doch noch zugegeben, dass Du "Larry Flint" gesehen hast. War damals im "Neuen Cinema", oder?

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  2. Ups, peinlich. Danke für den Hinweis, ist korrigiert.
    Zu "Spiegelino": Meines Wissens wird schon viel länger an einem Nachrichtenmagazin für Kinder gearbeitet, das, wenn es denn wirklich rauskommt,hoffentlich einen eigenständigeren Auftritt bekommt.
    Warten wir's ab.
    Und um dir eine Freude zu machen, kann ich gerne demnächst die eine oder andere Lüge einbauen.

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