Wackelige Monster und wahrhaftige Natur

Woche 5/2008



Das Interessanteste am neuen Horrorfilm CLOVERFIELD ist die Vermarktungsstrategie, hier eine Zusammenfassung. Der Film selbst erzählt eine nicht sonderlich neue Monsterfabel, aber auf eine attraktive, für Blockbuster untypische Art: Durchweg subjektiv mit wackelnder Handkamera filmt eine der handelnden Figuren das Desaster. Spektakuläre Special Effects werden dadurch sympatisch ruckelig und unprofessionell präsentiert. Blair Witch goes Godzilla. Läuft in den Multiplexen, nur nicht im Cinemaxx Wandsbek.
Für alle, die nachher doch etwas enttäuscht sind, zur Erinnerung: THE HOST aus dem letzten Jahr ist großartig und auf DVD erhältlich.


Sean Penn ist ein großartiger Schauspieler und seine erste Regiearbeit war DAS VERSPRECHEN, eine weitere Verfilmung des Dürrenmatt-Stoffes, der den meisten unter dem Titel ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG bekannt ist. Penns Version mit Jack Nicholson war düster und gefiel mir gut und so habe ich mich erst gefreut, als ich davon hörte, dass Penn ein weiteres Mal Regie geführt hat. Aber leider hat er sich einer doofen "wahren" Geschichte angenommen: Erzählt wird in INTO THE WILD von einem 24jährigen Spinner, der sich Alexander Supertramp nennt und aus der Ziviliation aus- und in die Wildnis einsteigt, bis er darin umkommt. Und man ahnt es und findet es in den Kritiken bestätigt, da schwelgt die Kamera in erhabenen Landschaftsansichten und die depperten Irrwege werden zur tragischen Mission erhöht. Als 16jähriger Hesse-Leser wäre ich damit sehr zu beeindrucken gewesen, aber heute schaudert es mich allein bei der Vorstellung, mir das angucken zu müssen. "(...) sich von der Wahrhaftigkeit der Natur überwältigen zu lassen – das ist eine sehr verführerische Vorstellung", sagt Penn im Interview mit dem Tagesspiegel. Wer sich von Naturmystizismus weniger begeistern lässt, sollte diesem Film besser fernbleiben. Im UCI Othmarschen und im Abaton OmU.


DIE BAND VON NEBENAN ist eine ägyptische Polizeikapelle, die im israelischen Nirgendwo gestrandet ist. Die Musiker müssen sich private Unterkünfte suchen und so muss zusammenfinden, was nicht zusammengehört. Die Kritiker finden das toll (100% bei Rotten Tomatoes), es ist sicherlich kein schlechter Film, und gegen Völkerverständigung habe ich auch absolut nichts einzuwenden, aber Lust das zu sehen, habe ich wenig. Bitte gebt doch eine Rückmeldung, falls von Euch sich das einer anguckt. Läuft im 3001, im Zeise, im Holi und im Abaton OmU.


Außerdem weiterhin:


TÖDLICHE VERSPRECHEN jetzt im Alabama, außerdem spät im Cinemaxx und spät im UCI Othmarschen. Falls jemand Interesse hat: Hier ist der Soundtrack, von einem russischen Blog zum Downloadifizieren bereitgestellt.


Am Sonntag stand ich vor ausverkauftem Haus, aber trotzdem ist DARJEELING LIMITED in OmU aus dem Abaton-Programm geflogen. Da musste Platz gemacht werden für Penns Naturschmock. In der Kinoprovinz läuft jetzt also nur noch die deutsche Fassung, im Magazin
am Donnerstag um sechs, am Freitag und Mittwoch um halb neun, am Samstag um viertel vor sieben und am Sonntag um viertel vor neun. Außerdem im Blankeneser, im Zeise und im Passage.



ICH BIN EIN CYBORG, ABER DAS MACHT NICHTS jetzt spät im 3001.

HOLUNDERBLÜTE im Metropolis: Am Freitag um sieben, am Dienstag um viertel nach neun und außerdem noch nachmittags an drei Tagen.

DIE ZWEIGETEILTE FRAU nur noch um sechs im Holi.

HOTEL VERY WELCOME wieder(!) im Studio, spät.

DER NEBEL scheint mies zu laufen: Nur noch spät in den UCI-Multiplexen und im Cinemaxx, am Freitag und Samstag auch im Cinemaxx Harburg.

I AM LEGEND in den Multiplexen und im Grindel auch OF.



Umsonst und zuhause:


Am Samstag um 22.45 wieder mal SCHULTZE GET´S THE BLUES auf arte.


Am Dienstag um 20.15 Uhr zeigt 3Sat ein böse Komödie aus Österreich: FRÄULEIN PHYLLIS ist 40 und wohnt noch bei ihrer Mama und das Zusammenleben ist wenig friedvoll. Mit Sophie Rois und Bernhard Schütz.


Am Mittwoch schließlich ein japanischer Klassiker von Yasujiro Ozu in deutscher Erstaufführung auf arte um 22.45 Uhr: ES WAR EINMAL EIN VATER.



Kinos, Folge 12: Noch einmal das Abaton.

Das Wandbild über dem Eingang ist von Werner Nöfer, der in wenigen Jahren überall in Hamburg von der Hamburg-Mannheimer-Zentrale über Pöseldorf bis zum Grünspan seine Spuren an Wänden hinterlassen hat. Die Umschläge der legendären Jack-Kerouac-Ausgaben bei rororo stammen auch von ihm, aus derselben Zeit.





2 Kommentare:

  1. Bin zwar Hesse-Leser, aber dann doch keine 16 mehr und trotzdem fand ich Penns "Naturschmock" gut ;) - Nette Idee BTW aufzulisten wo welcher Film zu sehen ist, löblich! :)

    AntwortenLöschen
  2. Ich bin für jede Gegenmeinung dankbar. Vor allem: Ich habe die Filme zum Zeitpunkt der Veröffentlichung allesamt nicht gesehen und kann schon mal weit daneben liegen mit meiner Einschätzung. Da hoffe ich auf Korrekturen von kompetenter Seite: Nämlich von Kinogängern. Schön, dass du Hesse-Leser meine Zuspitzungen nicht als persönliche Beleidigungen auffasst.

    AntwortenLöschen