Ein unbegabter Skater, zwei gelangweilte Killer und ein 68er bei den Faschos

Woche 20/2008



Gus van Sant hat einige schöne kleine (MALA NOCHE, DRUGSTORE COWBOY, ELEPHANT) und einige doofe große Filme (PSYCHO-Remake, FINDING FORRESTER) gemacht, PARANOID PARK scheint zur ersten Kategorie zu gehören. Eine Geschichte um einige im Park abhängende Skatertypen, um Schuld und um Verbrechen, um Jugend und Tod. Sehr schön und sehr traurig, ein trance-artiger Flug durch die einzelnen Episoden, aus denen ganz unchronologisch der Film aufgebaut ist. Claus Philipp vom Standard schreibt von einem "raren Meisterwerk", das "zeitlose Eleganz ausstrahle". Möchte ich unbedingt sehen, obwohl mich nix weniger interessiert als die Rituale der Skater.
Und nachdem ich die Hürde einmal genommen habe, lese ich im Anschluss auch gleich den neuen Hornby. (auf englisch oder auf deutsch)
Finanziert wurde der Film übrigens mit Geld aus Frankreich, hinter der Kamera war Christopher Doyle. Und Herr Burchardt von drüben war von dem Film so angewidert, dass er sich, regelrecht in Rage, zu einem unterhaltsamen Pamphlet hat hinreißen lassen.
Läuft im 3001.



Nach dem Sprichwort Neapel sehen und sterben gab es als deutsche Titel, immer mit "sehen und sterben" bereits Venedig und nochmal Venedig und Palermo und Paris und Trench Town und Istanbul und Kreta und Mallorca und Malta und Picasso (ein "Provence-Krimi mit Rezepten") und jetzt auch noch BRÜGGE SEHEN UND STERBEN?, damit wir gleich wissen, es ist ein Krimi und es gibt hübsche Ansichten der flämischen Stadt. In diese hat es zwei britische Aufragskiller verschlagen, die dort vor allem erstmal Zeit totschlagen müssen. Der Leerlauf gibt Anlass für jede Menge komische Dialoge zwischen den sehr unterschiedlichen Killer-Charakteren und am Ende, nachdem sich der Boss, schön fies gespielt von Ralph Fiennes, eingeschaltet hat, soll´s auch noch ordentlich krachen. Vielleicht ist das mal wieder eine gelungene britische Kriminalkomödie, die den Vergleich mit Guy Ritchies ersten Filmen nicht scheuen muss , die das Beste aus den guten Darstellern und der morbiden Kulisse herausholt, vielleicht ist es aber auch nur eine müde und unnötige weitere Variante des immer gleichen Spiels, zu dieser Einschätzung neigt jedenfalls Peter Körte in der FAS: Ein Film, der "am Ende doch nur Postkartenbilder hinterlässt - von der Stadt Brügge, was völlig in Ordnung geht, aber eben leider auch vom Gangstergenre, Unterabteilung Auftragskillerfilme, was dann doch ein wenig zu harmlos ist und deshalb schnell schal wirkt". Also vielleicht lieber mal am Wochenende nach Brügge fahren, statt ins Kino gehen? Als Drehort von MALPERTUIS fand ich die Stadt auch schon ganz beeindruckend.
Läuft im Abaton OmU, im großen Klappleinwandsaal des Passage, im Zeise und im UCI Wandsbek.




MEIN BRUDER IST EIN EINZELKIND ist der hübsche Titel eines italienischen Films, in dem es um die Hassliebe zweier Brüder geht. Accio, das Ekel, tritt aus Opposition zu seinem in der Gewerkschaft organisierten Bruder den Faschisten bei und konkurriert mit ihm um die Gunst einer Frau. Ist wohl nicht so plump, wie man erst denken könnte, sondern intelligent ausgedacht und von klischeefernen Charakteren getragen. Die Komödie spielt in den 60ern und gibt sich viel Mühe die Epoche glaubwürdig zu rekonstruieren. Läuft im 3001.




Foto: Solar Film

Eine echte Entdeckung könnte Aku Louhimies sein. Der finnische Regisseur hat seit 2000 fünf Spielfilme gemacht und es sieht ganz so aus, als seien die allesamt sicher inszeniert, intelligent und meistens ziemlich düster. Keiner davon hat einen deutschen Verleih gefunden, dafür sind diese Woche aber gleich vier im Metropolis zu sehen. Louhimies ist zweimal persönlich anwesend, am Donnerstag um 20.00 Uhr bei RESTLESS (es geht unter anderem um Sex und Segeln) und am Freitag um 17.00 Uhr bei der Vorstellung von FROZEN CITY ("fatalistisches Portrait eines Ausgestoßenen"). Außerdem gezeigt werden FROZEN LAND ("kunstvoll verwobene Großstadtepisoden mit tragischem Ausgang") sowie LOVERS & LEAVERS ("über das Träumen vom perfekten Partner und die kalte Dusche Wahrheit"). Die Zitate stammen aus dem Metropolisprogramm. Ist noch jemand neugierig geworden?


Außerdem neu:


Die Dokumentation des grotesk gescheiterten Auftaktes einer Tournee Klaus Kinskis, der sich 1971 als Prediger vor 5000 Zuschauern in der Deutschlandhalle versuchte und, sich unverstanden fühlend, auf der Bühne völlig ausrastete. JESUS CHRISTUS ERLÖSER verwendet originales 16mm Material, das für die Kinoauswertung nicht auf 35mm umkopiert, sondern nur digitalisiert wurde. Die "digitalen Kopien" werden in miserabler Auflösung von 1400 Pixeln in der Breite projeziert, das Bild ist dunkel, die Farben blass, der Kontrast gering, das sieht auf der Kinoleinwand so furchtbar aus, dass ich dringend dazu rate, bei Interesse bis zur Ausstrahlung im Fernsehen zu warten, wo eine solche Doku mit Archivmaterial ohnehin eher hingehört. Läuft im 3001, im Abaton und im Koralle.
Hier eine Grafik, die die Unterschiede bei der Auflösung verschiedener digitaler Formate im Vergleich zum 35mm Film ganz simpel sichtbar macht, der Kinski-Film hat das "Delicatessen"-Format:

Quelle: Digitaler Film


Und: Die Flut der Rom-Coms ebbt nicht ab, diese Woche neu: VERLIEBT IN DIE BRAUT. Fair immerhin, dass die Titel immer überdeutlich verraten, was man zu erwarten hat, da geht wenigsten keiner aus Versehen rein. Läuft in sämtlichen Multiplexen.

Und: Ein unnötiges US-Remake eines thailändischen Geisterfilms: SHUTTER - SIE SEHEN DICH. Dass den Film jemand sehen will, scheinen der Verleiher und die Kinobetreiber allerdings nicht zu glauben, der Film startet in Hamburg mit nur einer Kopie im UCI Mundsburg.

Und: Eine lieblose Highschool-Klamotte, EIN MANN FÜR ALLE UNFÄLLE, besagter Mann ist immerhin Owen Wilson, aber der kann´s auch nicht rausreißen. Läuft im Cinemaxx, Cinemaxx Harburg und im UCI Othmarschen.

Und: Eine deutsche Dokumentation über irgendwelche Boxer, ES GEHT UM ALLES und läuft im Studio.



Gerade gesehen:


Ich war in der letzten Woche erst in einer Vorstellung von TÖDLICHE ENTSCHEIDUNG ("The Devil Knows You´re Dead") in OmU und bin heilfroh, den Film nicht verpasst zu haben. Noch nie fand ich verschachteltes, unchronologisches Erzählen so überzeugend wie hier, mal eindeutig kein Mittel, um eine zu simple Geschichte aufzupeppen, sondern wirkungsvoll eingesetzt zur geradezu spannenden Entwicklung der Charaktere, denen Facette um Facette hinzugefügt wird. Zusammengehalten vom düsteren Score von Carter Burwell enwickelt sich statt eines starren Mosaiks ein soghafter Bilderfluss, überzeugend bis in die kleinsten Details. Und die Darsteller! Nicht nur Philip Seymour Hoffman und Ethan Hawke, nein bis hin zu winzigen Nebenrollen ohne Text sind sie allesamt überzeugend. Ich war ein wenig misstrauisch ob der allgemeinen Lobhudelei vorab, aber dem alten Herrn ist da wahrlich noch ein Meisterwerk gelungen. Völlig überzeugend übrigens auch die digitale Aufnahmetechnik: DV-Bilder müssen also nicht so scheiße aussehen wie bei deutschen Produktionen, es gibt mittlerweile offenbar auch Kameras, die anständiges Material produzieren. Seltsam, dass andererseits für die Projektion noch der 35mm-Film unabdingbar ist (s.o.). Läuft noch spät im Abaton OmU und Freitag und Samstag spät um 23.00 Uhr im Passage.


Weniger glücklich war ich mit BAB'AZIZ, dem tunesischen Sufifilm. Dekorative Wüsten- und sonstige Orientbilder, ungeschickt montiert, formal zusammenhanglos und inhaltlich belanglos, ein rundum schlechter Film also, den weder meine Begleitung noch ich bis zum Ende gesehen hätten, wären wir nicht beide davon ausgegangen, der jeweils andere sei nicht ganz so angeödet. Mir ist nicht begreiflich, wieso ein so langweiliges, missglücktes Stück Kino allgemein gut besprochen wird. Gelten für Filme mit exotischer Herkunft andere Kriterien, so wie es leider oft bei Rezensionen von Kinderfilmen zu sein scheint? Oder werden da nur Schreiber reingeschickt, die eine Vorliebe für "Weltkino" haben und eh alles gut finden, so lange nur archaische Riten und Runzeln zu sehen sind?
Sollte ich mit meinem Hinweis Schuld daran haben, dass noch jemand drin war und sich geärgert hat, so möge er sich bitte bei mir melden: Zur Entschädigung gibt es eine Einladung ins Kino. Aber mit neuerlichem Risiko, ich treffe die Filmwahl. Falls noch wer mag: BAB'AZIZ läuft nachmittags im 3001.



Weiterhin:


SPEED RACER floppt in erstaunlichem Ausmaß, läuft in der zweiten Woche nämlich nur noch nachmittags in den Multiplexen. So sah das japanische TV-Original aus:


DIE GESCHWISTER SAVAGE ein paarmal noch nachmittags im Abaton OmU und in der synchronisierten Fassung im Elbe und im Passage.

I´M NOT THERE noch ein paarmal im Magazin.

FREISCHWIMMER im Passage und im Zeise.

BEN X im Abaton.

FLEISCH IST MEIN GEMÜSE im Fama, im Blankeneser, im Zeise, im Abaton, im Studio, im Cinemaxx, im Cinemaxx Harburg und im Cinemaxx Wandsbek.

CHIKO im Abaton, im Cinemaxx und in den UCI-Multiplexen.



Dies und das:


Das fantastische Wetter der letzten Wochen hat die Kinobetreiber sicherlich wenig gefreut, aber vielleicht haben sie Glück und das war´s dann auch an schönen Tagen für dieses Jahr. Sollte es aber den ganzen Sommer so weitergehen, freuen sich immerhin die Veranstalter der Freiluftkinos.
Zu Beginn der Freiluftsaison gibt es traditionell, seit 22 Jahren, Gratis-Vorstellungen auf dem Rathausmarkt. Losgehen sollte es am nächsten Donnerstag mit HALLAM FOE, insgesamt 10 Filmabende, jeweils mit Kurzfilm im Vorprogramm, wären es geworden, hier das Programm. Aber völlig überraschend hat die Senatskanzlei die Veranstaltung ganz kurzfristig untersagt. Die Begründung: Es gebe ein neues Nutzungskonzept, damit der Rathausplatz nicht zum beliebigen Jahrmarktort verkomme und das sehe vor, dass die gleichen Veranstaltungen nur noch jeweils 3 Jahre in Folge stattfinden sollen und die Zeit, in der der Platz genutzt werden dürfe, auf 4 Monate verkürzt werde. Ausgenommen von dieser Regel sind ausgerechnet die Sauf- und Kaufbuden vom "Stuttgarter Weindorf" oder dem Weihnachtsmarkt.
Tolles kulturpolitisches Signal zum Auftakt von Schwarz-Grün in Hamburg. Da das Freiluftkino schon beworben wurde und die Termine bekannt sind, dürften wohl ein paar Leute am Donnerstagabend ratlos auf dem Rathausmarkt rumstehen. Wenn jemand einen Projektor auftreibt, bringe ich ein paar Laken und Stative für die Leinwand mit. Und einen Film bräuchten wir noch. Vielleicht THEMROC?



Bild von Christopher Mondt.

An einem warmen Freitagabend vor Jahren war der Platz knallvoll, was auf dem Programm stand, war für die Menge eher unerheblich, Hauptsache draußen und was los, gezeigt wurde das DAS ROTE KORNFELD. In OmU. Als die ersten Sätze gesprochen wurden, ging das Gegacker los. Chinesisch! Wie sich das anhört! Die ersten 10 Minuten wurde jede Äußerung der Schauspieler mit Gelächter quittiert, eine Reaktion, die ich nicht einmal bei Zweitklässlern erwartet hätte. Aber: Keiner ging. Und gelacht wurde bald auch nicht mehr. Da saßen die Amüsierwilligen, mehrere Hundert und schauten sich gebannt einen Film an, für den sie niemals ins Kino gegangen wären, den sie im Fernsehen sofort weggeschaltet hätten. Geradezu missionarische Verdienste hat sich das Freiluftkino erworben. Vorbei.

(Eine nachträgliche Korrektur: Miriam hat mich darauf hingewiesen, dass sich die Lage wieder geändert hat: Soll jetzt doch stattfinden, wie erfreulich)


Das Festival in Cannes dagegen hat gerade angefangen, hier eine Übersicht der Filme im Wettbewerb. Der peinliche Wenders ist auch schon wieder dabei.

In seinem Text zum Eröffnungsfilm BLINDNESS (Regie: Fernando Meirelles, der von CITY OF GOD) schreibt Jan Schulz-Ojala im Tagesspiegel: "Was wäre die menschliche Fantasie auch ohne ihre Kinobilder, die als Individualmetaphern oft ebenso taugen wie als Chiffren eines erweiterten Existenzbegriffs?" Gemeint ist das als generelle Verteidigung des Kinos in einem Satz, eine Entgegnung auf den Vorwurf, das Kino, im Gegensatz zur Literatur, zerstöre die Vorstellungskraft. Ich nix verstehen. Kann mir das bitte jemand erklären? Im Ernst. Steckt da ein vernünftiger Gedanke hinter, der so verkürzt widergegeben wird, dass mich das überfordert oder ist es nur Geschwurbel?



Filme, die wir zum Glück nicht gesehen haben, Folge 9:

Eine der Videospielverfilmungen von Dr. Uwe Boll, dem wohl zur Zeit meistgehassten Regisseur der Welt. Die Petition, die ihn zum Verzicht aufs Filmemachen auffordert, läuft noch und wurde bislang über 270.000mal unterzeichnet. Bei einer Million Unterschriften wolle er aufhören, sagte er im Interview. Zur Zeit scheint der "Teutonic Terror" (wired.com) die Angriffe auf seine Person als Promo für seinen Film POSTAL zu nutzen, der diesen Monat in den USA anläuft.


Umsonst und zuhause:



Am Donnerstag auf arte um 21.00 Uhr: EXIL, der Film erzählt von einer Reise entgegen der üblichen Richtung. Ein junges Paar aus Paris macht sich auf in Richtung der Heimat seiner Eltern. Algerien. Soll großartig gefilmt sein und es sich sparen, eine richtige Geschichte zu erzählen, was einigen Kritikern missfiel, den Film vielleicht aber erst so richtig gut macht. Für die Regie hat Tony Galif 2004 die goldene Palme kassiert. ShowView 1.688.950




Am Freitag auf arte um 23.20 Uhr läuft BUBBA HO-TEP, eine sehr seltsame Mischung aus Klamauk, melancholischer Komödie über Alter und Einsamkeit und - Horrorfilm. Elvis lebt so gerade noch und nimmt im Altenheim den Kampf gegen eine mordende Mumie auf. "Abstrus-originelle Horrorkomödie, die die hirnrissige Handlung völlig überzogen abspult", meint das Filmlexikon. Könnte also sehr amüsant sein. ShowView 8.336.852




Am Samstag um 22.35 Uhr läuft auf dem Vierten ein früher Film von Guillermo des Toro: THE DEVIL´S BACKBONE. Wie später in PAN´S LABYRINTH ist die Handlung in die Zeit des spanischen Bürgerkriegs gelegt, ein Junge, ein Waisenhaus, Partisanen und dunkle Prophezeihungen. Vom einzigen Regisseur, von dem ich mir (abgesehen von Tim Burton natürlich) auch Superheldenfilme gefallen lasse. ShowView 90.702.123




Am Mittwoch zeigt arte um 22.30 Uhr MANDERLAY, den zweiten Teil von Lars von Triers USA-Trilogie. Ich konnte schon DOGVILLE nicht ertragen und finde, konsequenterweise sollte der Mann das Medium wechseln und die Kulissenstücke gleich für die Bühne inszenieren. Aber das sehen viele, vielleicht auch ihr, ganz anders, darum hier der Hinweis auf die Fernseherstausstrahlung des kritisch gemeinten Trockenfilms. ShowView 8.475.082



Ebenfalls am Mittwoch um 23.50 Uhr auf Bayern: EHER GEHT EIN KAMEL DURCHS NADELÖHR... das semiautobiographische Debüt von und mit Valeria Bruni Tedeschi, deren Film ACTRICES gerade kurz in den Kinos auf- und schon fast wieder untergetaucht ist (Läuft noch im Koralle). "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes kommt", heißt es bei Matthäus und die große Schwester der Präsidentengattin bezieht das auf sich und ihre Familie mit Slapstick und ein wenig Melancholie. ShowView 3.762.686




Am frühen Nachmittag (Fronleichnam) des kommenden Donnerstag, also der 22., zeigt 3Sat um 14.30 Uhr DAS UNGEWÖHNLICHE SCHICKSAL DER MADAME BROUETTE. Eine alleinerziehende Mutter in Dakar, ein korrrupter Polizist und ein Mord. Soll ein gelungener Film aus dem Senegal sein, mit knalligen Farben, Komik und Choreinlagen. ShowView 5.279.990



Kinos, Folge 27: Das fsk in Berlin, in Kreuzberg 36

Stammt aus einer Zeit, als die West-Berliner Kinos in den Stadtzeitschriften in drei Kategorien aufgeteilt wurden: "Kudammkinos", "Off-Kinos" und "Off-Off-Kinos". Das fsk gehörte zur letztgenannten Kategorie, zeigte, damals noch in der Wiener Straße, in glanzlosen Räumen und mit ausrangierten Flugzeugsesseln als Bestuhlung, Filme die nirgendwo sonst liefen, oft nicht einmal einen Verleih hatten. Dass das sympatische Selbstausbeutungsprojekt alle Veränderungen der Kinolandschaft überlebt hat und heute die Filme, an die ansonsten nicht ranzukommen wäre sogar im eigenen Verleih vertreibt (verleiht auch PARANOID PARK), während der Begriff "Kudammkinos" obsolet wurde, weil es am Kurfürstendamm so gut wie keine Kinos mehr gibt, ist ein kleines, höchst erfreuliches Wunder.
Schön ist das fsk auch heute nicht gerade, hat aber die nettesten Betreiber und Mitarbeiter und erfreut die Zuschauer mit kleinen Gimmicks wie regelmäßigen Webcam-Liveübertragungen der Verrichtungen im Vorführraum auf die Leinwand, bevor der Film losgeht. Das sieht dann so aus.


Eine Googleabfrage, die letzte Woche jemanden auf diese Seiten führte: "mongolische kanaken"

8 Kommentare:

  1. kinski ist, glaub ich, nicht ausgerastet, weil er sich unverstanden fühlte, sondern weil die leute ihn wirklich einfach nicht verstanden haben.

    auf u-tube gibts ausschnitte des auftritts ebenso wie tv interviews aus der zeit. der auftritt: er im dunkeln, irgendwie raunend vortragend, und plötzlich irgendwelche leute auf der bühne, die ihm sagen wollen, das ihnen da was nicht passt, und das jesus doch ganz dufte und friedliebend war und nicht so ein bösewichtiger schimpfer wie kinski. da stelle ich mir bob dylan auf der bühne vor und dann kommt irgendwer da hoch mit seiner klampfe und sagt, nee ey, so musst du zupfen.

    das tv interview, dass es bei tube zu sehen gibt ist ähnlich: da steht so eine dumpfbackige reporterin, von kunst und machen keine ahnung, und fragt den mann, warum er sowas macht, wo er doch sonst immer filmebösewichter spielt. an einer stelle hakelt er mit der antwort, sucht einen namen, der ihm nicht einfällt und die frau fängt einfach an, kinskis frau was zu fragen, worauf k naturgemäß ungehalten wird. einerseits sehr unterhaltsam, andererseits auch richtig unangenehm anzugucken. (bisschen so wie alan partridge, falls das jemand kennt.)

    wie dem auch sei: kinski ist einfach nicht verstanden worden, der hat sich nicht so gefühlt.

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  2. Tja, da muss ich ja mal feststellen, dass die Ausführungen des mir bislang unbekannten Herrn Burchardt (vielleicht verwandt mit Alf?) auf mich genau die Wirkung hatten, die normalerweise von Deinen Texten ausgeht: Ich weiß ganz genau, dass ich "Paranoid Park" nicht sehen möchte. Aber warum hat er Dich nicht überzeugt?
    Und die Antwort auf Deine Frage lautet natürlich: Geschwurbel.

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  3. @jö:

    Wenn Du mich nicht verstehst, fühle ich mich nicht verstanden. Muss doch kein Gegensatz sein.

    @Andreas:

    Ich mag solche Formulierungen wie die von den "schicken, aber falschen Bildern", doch überzeugende Argumente fährt er eigentlich nicht auf. Van Sants Themenwahl wird als "Masche" denunziert, er sei ein "Opa", darf sich wohl nicht als Erwachsener mit so einem Thema beschäftigen. Es sehe "schön und stilistisch verfeinert" aus, was wiederum nicht o.k. sein soll, weil es um "Elend" geht und dann seien auch noch "nackte Jungs" zu sehen. Klingt mehr nach einer allergischen Reaktion als nach Filmkritik. Und es klingt danach, als hätte die drastische Ablehnung des Films durch Rajko Burchardt viel mit dessen persönlichen Vorurteilen zu tun, was ja auch völlig o.k. ist, nur teile ich die nicht unbedingt.
    Ich gehe rein und werde sehen.

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  4. ich habe den kinski grad im eiszeit geguckt. das hat eine kleine leinwand, auf der das digitale videogeflirre einigermaßen ging. dann habe ich auf delicatessen.urgh nachgelesen: 'der Wunschtraum eines jeden Kinofreundes geht in Erfüllung: Filmgenuss in hervorragender Bild- und Tonqualität ohne die üblichen Abnutzungserscheinungen analoger Kopien.' da fehlen mir dann die worte - schöne bildqualität ist das natürlich nicht.

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  5. Deinen Ausführungen zu „Tödliche Entscheidungen“ muss ich unbedingt beipflichten. Wir kamen raus und waren geradezu euphorisiert von der Intelligenz der Erzählweise und der Performance des Ensembles. Der erste richtige Kandidat für die Rubrik „Film des Jahres“. (Komischerweise spielt in diesen Filmen immer Seymour Hoffman mit. Hat er überhaupt schon mal einen schlechten Film gedreht?)

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  6. @Vincent Vega:

    Alf heißt mit Nachnamen auch Burchardt und war Schreiber bei Sounds, Spex und Tempo. Sitzt heute beim Stern, Ressort "Lebensart und Reise" und ist offensichtlich nicht mit Dir verwandt. So wie ich nicht mit Uri verwandt bin.

    @Matt:
    Twister!

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